Musik verbindet, führt Menschen zusammen, bringt Glück und Entspannung nach getaner Arbeit. Dieses muss wohl die treibende Initiative einiger Bergleute der Erzgrube Katzwinkel zur Gründung der Bergkapelle "Vereinigung" in Jahre 1889 gewesen sein. In ihrer kargen Freizeit wollten sie durch die Blasmusik wieder Kraft für die Arbeit unter Tage und für das eigene Wohl gewinnen.
In seinem Grußwort zum 75- jährigen Jubiläum in 1964 schrieb damals der Arbeitsdirektor der Grube "Vereinigung": Die Bürger von Katzwinkel und Umgebung wissen Ihren Dank für Ihren Idealismus, der in der Liebe zur Heimat, zur Musik, seinen schönsten Ausdruck findet. Am 30. Juli 1963 wurde die Erzgrube "Vereinigung" geschlossen, die zu den größten Gruben des Siegerlandes mit 180.606 to/ Jahr in den Jahren 1921- 1930 zählte.
Die Knappenkapelle ist heute der letzte Verein in der Ortsgemeinde Katzwinkel, der die Tradition weiter mit großem Engagement pflegt. Wenn zum Schluss eines Konzertes die Bergkapelle das Lied "Glück auf, der Steiger kommt" spielt, singen alle Zuhörer ergriffen mit. So schließt sich das feste Band zwischen dem Traditionsverein, der in diesem Jahr sein 125- jähriges Jubiläum feiern darf, mit seinen Bürgerinnen und Bürgern des Grubendorfes Katzwinkel und Umgebung.
Hinter dem Verein liegt eine wechselvolle Vergangenheit, die durch zwei unsägliche Kriege, Inflation, Hunger und Arbeitslosigkeit geprägt wurde. Natürlich spielen auch persönliche Gründe von aktiven Musikern entscheidende Rollen, da ein Wohnortwechsel, familiäre Gründe und ein neuer Arbeitsplatz entscheidend waren.
Um einen kleinen Eindruck des damaligen Geschehens zu bekommen, geben wir nachfolgend einige Meilensteine der Vereinsgeschichte wieder, in der Hoffnung, dass der Leser die Not der Musiker spürt, nicht mehr die Musik gemeinsam mit Gleichgesinnten erleben zu können.
Vereinslokal seit Beginn war die Gaststätte Hermann Barnoski in der Knappenstrasse. Sie wurde um 1890 erbaut, Alle Feste und Feierlichkeiten fanden dort statt. Die nachfolgenden Aufnahme stammt aus 1903.
aus den Protokollen der Jahreshauptversammlungen.
1935
......das Jahr hat unserer Kapelle leider nicht immer schöne Erfolge gebracht. Doch dieses nicht Vorwärtskommen ist nicht am guten Willen der Mitglieder gescheitert, sondern lediglich dadurch, wie es schon des öfteren der Fall war, dass die besten Kräfte immer wieder ausschieden. So verließ uns Alfred Stahl, um beim Militär als Musiker anzutreten. Wilhelm Stahl erhielt, nachdem er die Bergschule in Siegen besucht hatte, auswärts eine Stelle als Steiger (1. Bariton). Andere mussten weg, um ihrer Wehrpflicht zu genügen oder als Landhelfer bzw. im Arbeitsdienst ein Jahr abzudienen.......
1. Vorsitzender: Alois Zöller 1. Schriftführer: Hubert Schlechtriemen
1949
Nachdem der unselige Krieg im Mai 1945 durch bedingungslose Kapitulation endlich ein Ende fand, lag Deutschland auf allen Gebieten in Trümmern. Der Aufbau wurde sofort wieder begonnen. Und 1946 taten sich auch die Mitglieder, die der Krieg noch verschont hatte, wieder zusammen, um unsere Musikkapelle wieder aufleben zu lassen. Es waren der Mitglieder sehr wenige und zum größten Teil nur alter Musiker. Daher mussten bei öffentlichen Auftritten immer befreundete Musiker von benachbarten Kapellen aushelfen.
Hier möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass der Begründer der Kapelle und Ihr langjähriger Kapellmeister, Herr Anton Langenbach, in seinem Alter auch Zuckerkrank wurde und in den letzten Kriegstagen infolge Insulinmangels sterben musste,
Mit Glück- Auf zum Erfolg! Hubert Schlechtriemen
Februar 1953
.....Damit, und mit den besten Wünschen für die Zukunft beende ich meine Tätigkeit als Schriftführer der Bergkapelle "Vereinigung" Katzwinkel.
Hubert Schlechtriemen
Katzwinkel/Sieg, am 25. Oktober 1953
Generalversammlung und Neuordnung der Bergkapelle.
Tätigkeitsbericht der Bergkapelle seit dem Kriege bis 25.10.1953.
Die letzte Jahreshauptversammlumg war im Jahre 1936 unter dem Vorsitzenden Alois Zöller. Durch den schrecklichen Krieg ruhte jegliche Tätigkeit des Vereins bis 1946. Instrumente lagerten bei den damaligen Vereinsmitgliedern, Noten und Geräte im Noteschrank unseres Vereinslokals. Die Vorstandswahlen ergaben folgende Ergebnisse:
1. Vorsitzende und stellv. Kapellmeister Vinzenz Rosenbauer
2. Vorsitzende und Kapellmeister Anton Müller
Jahresrückblick 1964
Das Jahr 1964 war für die Bergkapelle das schönste und erfolgreichste in der ganzen Vereinsgeschichte. Man darf wohl mit Recht sagen, dass es der Höhepunkt aller geleisteten Vereinsarbeit gewesen ist. Es war unser 75- jähriges Gründungsjahr. An vielen Veranstaltungen gab die Bergkapelle ihr musikalisches Können ab. Am 9. Januar erfolgte die Einweihung des neuen Friedhofkreuzes. Die Karnevalzeit brachte uns zwei Veranstaltungen ein. Am 06.02. die Weiberfastnacht bei Barnoski und morgens bei der Rathausstürmung und mittags beim Festzug. Frau Wienold aus Oberkatzwinkel wurde am 23. März 90 Jahre alt. Die Kapelle hat auch hier, wie die anderen kulturellen Vereine, diesen Festtag verschönern helfen.
.......und so kam bei jeder Festlichkeit in Katzwinkel die Bergkapelle zu ihrem Einsatz, ob es das traditionelle Osterspielen war, bei den Erstkommunikanten, Teilnahme an der Fronleichnamsprozession, den Schützenumzug begleitete der Musikverein Scheuerfeld aus gutem Grunde, da man sich über bestimmte Modalitäten uneins war. So nahm die Bergkapelle am Schützenfest in Wingendorf teil. Natürlich bekamen die Goldhochzeitspaare der Gemeinde ihr Ständchen. Es folgten noch vielen Veranstaltungen für die Bergkapelle.
1. Schriftführer Vinzenz Rosenbauer
Das 100- jährige Gründungsjahr wurde, wie auch nicht anders zu erwarten, unter großer Anteilenahme der Bevölkerung gebührend gefeiert. Das Festzelt stand da, wo vormals Ferdi Wäschenbach seine Halle stehen hatte, die heute von der Firma Axel Maurer genutzt wird. Leider spielte der Wettergott keine besonders glänzende Rolle. 1. Vorsitzender war Jürgen Smura und unter dem Dirigat von Michael Velten
wurde tolle Blasmusik geboten, die die Zuschauer regelrecht von den Stühlen riß. Als Anerkennung für besondere Verdienste für den Verein würde eine schöne Kachel übergeben.
Fast in jeder Familie aus Katzwinkel und Elkhausen spielen Jungen und Mädchen in der Kapelle mit. Folglich war die Beteiligung an den folgenden Veranstaltungen eine sichere Bank. Der Verein ging in die Barbara- Grundschule, sprach die Schüler an, um sie für die Musik zu begeistern. Entschlossen sich die Eltern für die Musikausbildung ihrer Kinder, so unterstütze die Bergkapelle finanziell das Vorhaben, besorgte auch geeignete Musikausbilder. So wuchs eine begeisterte Musikjugend in Katzwinkel heran. Ein schöner Klangkörper war der Lohn. Es war bis zum heutigen Tage eine Selbstverständlichkeit, dass die Bergkapelle die örtlichen Festlichkeiten mit ihrer hervoragenden Musik begeisterte. Sie hat ein unfangreichens Repertoire aus Volkmusik, Egerländer Blasmusik, berühmten Märschen, Filmmusik und anspruchsvoller konzertanter Blasmusik. Da, wo sie auftreten kommt Begeisterung auf. Der Beifall ist stehts ein Dank des Publikums an die Leistung ihrer Musiker aus dem Ort. Die Bergkapelle "Vereinigung" Katzwinkel ist seit 1979 Mitglied im Landesverband Rheinland- Pfalz über den Kreismusikverband Altenkirchen. Die folgende Aufnahme entstand im Vereinsheim "Zur Vereinigung" in 1992 und zeigt u.a. die jungen Musiker, die sich um den verstorbenen Ottmar Jung, Vorsitzender des Kreismusikverbandes versammelten.
Bedingt durch persönliche Veränderungen, auch Ortswechsel, fehlten die begeisterten Musiker in der weiteren Entwicklung der Bergkapelle. Und wieder musste über die Ausbildung am wichtigsten Fundament der Kapelle gearbeitet werden. Der Erfolg in der Jugendarbeit entscheidet über die Zukunft jeder Musikkapelle. Eine geeignete Räumlichkeit für die Ausbildung und Besprechungen wurde im Mai 2012 in der ehemaligen Raiffeisenbank in Elkhausen angemietet.
Ohne den letzten bergmännischen Traditionsverein "Bergkapelle Vereinigung Katzwinkel" ist das Leben in der Ortsgemeinde Katzwinkel einfach nicht vorstellbar. Zu allen Anlässen, ob religiöse oder weltliche Veranstaltungen, die Bergkapelle war stets in starker Besetzung präsent. Über unsere Grenzen hinweg, ob nach Wissen, Altenkirchen oder sogar zum Karnevalszug nach Köln, hat die Bergkapelle eine gute Reputation.
Die Musiker der Bergkapelle freuen sich auf ihr 125- jähriges Bestehen in 2014 und wünschen sich ein gutes Gelingen, das von den Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde mit viel Herz und Begeisterung mit getragen wird.
In diesem Sinne ein herzliches "Glück- Auf" 2014.
Ein herzlicher Dank geht an unser langjähriges Mitglied Manfred Roese für das mühevolle Zusammentragen und Erstellen der Chronik.
Der Vorstand
Liebe Festgäste, liebe Musiker,
sehr geehrte Damen und Herren!
Wir, die Bergkapelle „Vereinigung“ zu Katzwinkel, freuen uns,
Sie zu unserem Jubiläumskonzert „125 Jahre Bergkapelle
„Vereinigung“ begrüßen zu dürfen.
125 Jahre Vereinsgeschichte ist ein bemerkenswertes Ereignis.
Musik verbindet, führt Menschen zusammen, bringt Glück und
Entspannung nach getaner Arbeit. Dieses muss wohl die
treibende Initiative einiger Bergleute der Erzgrube Katzwinkel
zur Gründung der Bergkapelle "Vereinigung" in Jahre 1889
gewesen sein. In ihrer kargen Freizeit wollten sie durch die
Blasmusik wieder Kraft für die Arbeit unter Tage und für das
eigene Wohl gewinnen.
In seinem Grußwort zum 75- jährigen Jubiläum im Jahre 1964
schrieb damals der Arbeitsdirektor der Grube "Vereinigung":
Die Bürger von Katzwinkel und Umgebung danken ihnen, den
Musikern, für ihren Idealismus, der in der Liebe zur Heimat,
zur Musik, seinen schönsten Ausdruck findet.
Die Grube "Vereinigung" wurde von 1836 bis zum 30. Juli 1963
betrieben, bestand also 127 Jahre, mal gerade 2 Jahre länger
als unsere Bergkapelle heute alt ist.
Der Verein wurde geprägt von leidenschaftlichen Vorsitzenden
und Dirigenten, die stets bemüht waren und sind, dem Verein
ein prägendes musikalisches Gesicht zu geben. Natürlich
können diese Aktiven hier nicht alle genannt werden, doch an
Anton Langenbach, Anton Müller und Vinzenz Rosenbauer
kommen wir nicht vorbei, die bis in die 50-er Jahre Vorsitzende
waren.
Ab den 80-er Jahren übernahmen Manfred Zimmermann,
Jürgen Smura, Gregor Höfer, Klaus Dietershagen, Silvia
Lehrieder und Michael Velten diese verantwortungsvolle
Aufgabe als Vorsitzende.
Ich möchte Ihnen, liebe Festgäste nun einige Musiker aus der
Bergkapelle vorstellen, die sich durch besondere Leistungen
hervorgetan haben, aber nicht, ohne die Leistungen aller
Musiker hervorzuheben. Dafür schon jetzt herzlichen Dank für
Euer Engagement hier, in der Vergangenheit und in der Zeit,
die noch vor uns liegen wird. Macht so weiter zur eigenen aber
auch zur Freude Eurer Mitmenschen.
Vorstellen möchte ich Ihnen nun:
Michael Schmidt. Er fing im jugendlichen Alter als
Schlagzeuger in der Bergkapelle an, wurde später Dirigent in
Birken-Honigsessen und danach beim MV Scheuerfeld. Er ist
heute Schlagzeuger im Rundfunkorchester des Westdeutschen
Rundfunks (WDR) und Dozent für Schlagzeug an der Robert
Schumann Hochschule in Düsseldorf. Leider kann er heute
nicht anwesend sein, da er für den WDR im Einsatz ist.
Eine bewegende Musikerlaufbahn hatte unser Ernst Kern.
Ernst spielte Flügel- und Tenorhorn, trat als 12-jähriger Bub
1953 in die Bergkapelle ein. Mehr als 60 Jahre ist er nun im
Verein. Er war Jugendwart und Ausbilder der Jugend über
lange Zeit und förderte den Aufbau der Jugendkapelle, die
heute von Heinz Steub geführt wird. Ernst war u.a. Ausbilder
von Sascha Becher, unserem Startrompeter. Seinen privaten
Musikkeller haben viele, viele junge Musiker während ihrer
Ausbildung bei Ernst erleben dürfen.
Kommen wir nun zu Sascha Becher. Er ist Musiker im Range
eines Stabsfeldwebels beim Heeresmusikkorps in Koblenz und
in diesem Jahr zum Kapellmeister der Stadtkapelle Betzdorf
ernannt worden. Sein Lieblingsinstrument ist, wie bereits
genannt, die Trompete.
Nach dem Jubiläumsjahr 1989, 100 Jahre Bergkapelle,
übernahm Michael Velten den Dirigentenstab von Gert
Dietershagen, genannt „Gerti“. Er ist nunmehr 25 Jahre
erfolgreich in diesem Metier. Hierzu herzlichen Glückwunsch!
Mit seiner Klarinette, die er mit größter Leidenschaft bespielt,
begeistert er immer wieder seine Zuhörer.
Seit kurzem haben wir in unseren Reihen einen Bundessieger.
Lukas Steub, er spielt die Posaune, wurde mit dem Quintett
des Jugendblasorchesters Rheinland-Pfalz im
Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ Bundessieger am 8. Juni
2014 in Braunschweig mit der höchstmöglichen Punktzahl.
Herzlichen Glückwunsch. An dieser Stelle wünschen wir Dir,
lieber Lukas, eine erfolgreiche Musikerkarriere.
Hier ein paar Worte zu unserer Jugendarbeit.
Wir sehen es als unsere wichtigste Aufgabe an, möglichst
viele Kinder und Jugendliche für die Musik zu begeistern, ihre
musikalische Begabung zu entdecken und zu fördern und
ihnen eine qualifizierte Ausbildung zu ermöglichen. Eine
Aufgabe, für die wir auch weiterhin Unterstützung und
Verständnis brauchen: von unseren Mitgliedern, von Euch,
liebe Mitbürger, aber auch von der Ortsgemeinde Katzwinkel.
Nun zum Schluss meiner Ansprache möchte ich die Erkenntnis
eines bekannten noch aktiven bayerischen Dirigenten, Georg
Ried, Autor und Fernseh- und Hörfunkmoderator im Bereich der
Blasmusik, an Sie, liebe Zuhörer, weitergeben.
Ein Mensch, der Musik sehr liebt
und ihr viel Zeit des Lebens gibt,
die Blasmusik sein Alles nennt,
kein schöneres Hobby für sich kennt,
dem Ehrenamt viele Stunden schenkt,
und dabei nie an Reichtum denkt.
Dem Menschen gilt hier das Gedicht
Als Dankeschön für seine Pflicht.
Er ist ein Mensch von großem Glück
Für unsere Heimat und für die Blasmusik.
In dem Sinne wünsche ich Euch, wünsche ich Ihnen, liebe
Festgäste, viel Vergnügen mit der volkstümlichen und
sinfonischen Blasmusik unserer Bergkapelle zum 125-jährigen
Jubelfest.
Ihnen allen ein herzliches Glück-Auf!
Manfred Roese, 29. November 2014, 125 Jahre Jubiläumskonzert der
Bergkapelle „Vereinigung“ zu Katzwinkel (Sieg).